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Professor Dr. Gerhard Faber starb am 24.11.2021, im Alter von 82 Jahren an plötzlichem Herzversagen. Wir trauern mit den Hinterbliebenen um einen langjährigen Freund und Kollegen. Die Bestattung fand, auf seinen Wunsch hin, im engsten Familienkreis statt.
Er war, was heute kaum noch bekannt ist, der geistige Vater und Mitbegründer des heutigen ILST-Studiums (für Piloten) in Bremen, was bisher von über 1.000 Studenten und Studentinnen erfolgreich absolviert wurde.Bis zuletzt war er als Hochschullehrer in Darmstadt tätig und, bis vor wenigen Jahren, noch als Privatpilot und Fluglehrer im Hanseatischen Fliegerclub (HFC) in Egelsbach.
Gerhard Faber, Jahrgang 1939, war zeitlebens der Luftfahrt und den Piloten eng verbunden, obwohl er den Weg an die Hochschule einschlug. Er begann 1955 in der Nähe von Kassel mit dem Segelfliegen. In den sechziger Jahren folgten AZF und PPL, später CVFR, Nachtflug- und Lehrberechtigung. Unterstützt durch die VC arbeitete er 1973 in Phönix/Arizona (an der Lufthansa-Flugschule) an seiner Habilitation. Mitglieder des 78. Lehrgangs (NFF), dessen Gast er war, halfen ihm dabei wesentlich. Dabei erwarb er auch gültige FAA-Lizenzen.
Nach einer Phase der Berufstätigkeit in Nachrichtentechnik und Avionik Physik studierte er Elektrotechnik/Elektronik in Frankfurt und Didaktik der Elektrotechnik und Schaltungsanalyse an der technischen Hochschule, heute TU, Darmstadt.
Dort übernahm er später einen Lehrstuhl für Technik/Didaktik und Nachrichtentechnik. Nach dem Fall des „eisernen Vorhangs“ engagierte er sich, bis zu seiner Emeritierung, zusätzlich als Professor an der TU- Chemnitz.
Die Corona-Pandemie und die damit verbundene Entlassung vieler Piloten hat einmal mehr deutlich gezeigt, wie wichtig es ist, einen anerkannten Berufsabschluss zu besitzen. Auf die Möglichkeit in Deutschland, neben der Ausbildung zum Verkehrspiloten durch ein paralleles Studium einen akademischen Abschluss zu erlangen, hat Gerhard Faber schon sehr früh (beginnend in den 1960er Jahren) u.a. durch mehrere Veröffentlichungen hingearbeitet. Die Ausbildung, z.B. an der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa, und die Qualifikation als Verkehrspilot entsprachen ohnehin einem FH-Studium. Dieses Ziel hat Gerhard Faber letztendlich mit dem ILST-Studium an der FH Bremen und der Lufthansa Verkehrsfliegerschule verwirklicht. Angehende Piloten und Pilotinnen haben dort die Möglichkeit, innerhalb von vier Jahren einen Bachelor-Abschluss (zuvor ein Diplom FH) zusammen mit dem theoretischen ATPL zu erwerben, weil unnötige oder doppelte Theorieinhalte entfallen. Der Erwerb von Fluglizenzen (ATPL, MPL) an einer Flugschule wird dabei als obligatorisches Praktikum im Studium gewertet.
Professor Faber hatte, basierend auf den Daten einer wissenschaftlichen Umfrage der VC unter Piloten schon 1977, ein Buch publiziert: „Untersuchungen zur didaktisch-methodischen Struktur von Pilotenausbildungs-Systemen.“ (Verlag Holland und Josenhans, Stuttgart). Darüber hinaus war er auch für die VC in deren Schriftenreihe tätig; u.a. mit „Ausbildung von Verkehrsflugzeugführern“ und: „Gutachten zur Einrichtung einer Pilotenausbildung an einer Hochschule“.
Mit seinem profunden, theoretischen Wissen und seiner freundlichen Art, war er ein gern gesehenes und tragendes Mitglied der VC-Arbeitsgruppe „Hochschulausbildung für Piloten“ in den 1990iger Jahren. Die VC plante damals einen eigenen Ausbildungsgang für Piloten und Pilotinnen an einer Hoch- und einer Flugschule zu etablieren. In Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz war man damit schon sehr weit gediehen, bis die Einführung der JAA/EASA-Regeln in Europa alle nationalen Pläne für Jahre zum Erliegen brachte. Übrig geblieben sind davon der ILST-Studiengang der Lufthansa in Bremen (mittlerweile gibt es in Deutschland allerdings mehrere Möglichkeiten zu einem entsprechenden Studium) und die wissenschaftliche Diskussionsplattform FHP e.V., die Gerhard Faber viele Jahre lang erfolgreich und engagiert als Präsident geleitet hat. Wichtige Themen dort waren u.a. „Man-Maschine Interface“ und die Zukunft der Arbeit von Piloten im Cockpit.
Wir Piloten und Pilotinnen sind Gehard Faber für seine grundlegende Vor- und Mitarbeit an einem anerkannten Berufsbild und sein großes Engagement für unseren Berufsstand dankbar. Wir werden ihn als Mensch und seine fachliche Kompetenz sehr vermissen.
In tiefer Trauer
Bernd Kopf
(ehem. VC-Vorstandsmitglied und Pressesprecher)