Donnerstag, 24 September 2020

Europäischer Luftverkehr braucht neue Spielregeln - #TimeToRethink

Der europäische Pilotenverband ECA fordert gemeinsam mit einer Koalition aus sieben weiteren Dachverbänden europäischer Luftverkehrs-Gewerkschaften unter dem Motto #TimeToRethink tiefgreifende Änderungen und einen strukturierten Neustart für den Luftverkehr. Unser Statement spiegelt die Ansichten, Sorgen und Forderungen der Beschäftigten des Luftverkehrs in Bezug auf die Covid-19-Krise und den Ausweg wider. Zentrale Punkte sind die Themen atypische Beschäftigung, soziale und ökologische Nachhaltigkeit, Finanzierung der Flugsicherung, Qualifikation des Personals sowie Flugsicherheit.

Eine Rückkehr zum "Business as usual" ist für uns keine Option. Als Berufsverbände wollen wir unseren Teil dazu beitragen, das System zu überdenken und neu zu gestalten, Prioritäten zu verschieben und eine sichere, soziale und nachhaltige Luftverkehrsinfrastruktur wiederaufzubauen - zum Nutzen aller.

Wir haben gemeinsam acht Themenfelder identifiziert, die die Europäische Politik zur Priorität machen und in denen Ziele und Strategien für die Zukunft der Luftfahrt umgesetzt werden müssen. Die Krise muss genutzt werden, um die eklatanten Schwachstellen im System anzugehen, damit mehr Nachhaltigkeit und Beständigkeit für alle Beteiligten geschaffen wird.

Um dies zu erreichen, benötigen wir die volle Aufmerksamkeit und Unterstützung durch die Europäische Politik. Im Hinblick auf das am Montag (28. September) stattfindende Treffen der Europäischen Verkehrsminister fordern die Beschäftigten des Europäischen Luftverkehrs daher folgende Initiativen:

  1. Gesellschaftliche Nachhaltigkeit - Soziale Verantwortung muss Richtschnur für das Handeln aller Beteiligten sein. Der Erhalt von Arbeitsplätzen muss Priorität haben.
  2. Ökologische Nachhaltigkeit - Wachstum und Dekarbonisierung müssen vereint werden. Nationale, regionale und EU-Mittel müssen mit privaten Investitionen kombiniert werden, um Forschung und Entwicklung sowie die industrielle Produktion von nachhaltigen Kraftstoffen voranzutreiben.
  3. Gesamtsystem - Alle Beteiligten des Luftverkehrs müssen nun zusammenarbeiten. Natürlich muss der Luftverkehr finanziell lebensfähig sein. Es gibt allerdings keinen automatischen Vorrang von Finanzinteressen vor dem öffentlichen Interesse, vor Passagieren und vor dem Personal.
  4. Reparieren und Verändern - Marktverzerrungen durch das Ausnutzen rechtlicher Schlupflöcher, Outsourcing und atypische Beschäftigungsverhältnisse wie Scheinselbstständigkeit müssen in allen Bereichen von den zuständigen Behörden endlich konsequent bekämpft werden. Außerdem funktioniert das System der europäischen Flugsicherung nur bei wachsendem Verkehr gut. Es muss umgebaut werden, um für Krisenzeiten gewappnet zu sein.
  5. Fähigkeiten und Qualifikationen - In der hochkomplexen Luftfahrt sind die Fähigkeiten und Qualifikationen des Personals auf allen Ebenen das A und O für einen sicheren und geregelten Betrieb. Diese Kompetenzen müssen sowohl formal als auch inhaltlich erhalten werden. Eine Abwanderung der Fachkräfte in andere Branchen muss vermieden werden.
  6. Flugsicherheit - Der Verlust an betrieblicher Routine und Fähigkeiten gibt ebenso Anlass zur Sorge wie Operationen außerhalb etablierter Sicherheitsvorschriften und die Lufttüchtigkeit von Flugzeugen, bedingt durch Kostensenkungen und Entlassungen in Wartungsbetrieben. Die Wiederherstellung und Verbesserung von Sicherheitsstandards und -niveaus muss Priorität haben. Im Zweifelsfall muss die Sicherheit immer Vorrang vor kommerziellen Erwägungen haben.
  7. Neuer Fokus - Neue Konzepte wie Remote Tower Operations und Reduced Crew Operations werden weiter vorangetrieben, ohne ein gleichwertiges Sicherheitsniveau sicherzustellen und ohne die sozialen Auswirkungen zu berücksichtigen. Statt solcher Maßnahmen muss die gemeinsame Rückkehr zu einem sicheren und funktionierenden System im Fokus stehen.
  8. Europa - Für einen fairen Wettbewerb sind folgende Punkte unabdingbar: Ein gemeinsamer Regulierungsrahmen für alle Airlines und eine Verteidigung gegen subventionierte Wettbewerber aus Drittländern; die Beschränkung bestimmter Verkehrsrechte, des Wet-Leasings aus Drittstaaten und der Fragmentierung der Flugsicherung; die Aufrechterhaltung und Durchsetzung von Eigentums- und Kontrollvorschriften, anstatt diese zu lockern und den Zugang zum europäischen Markt noch weiter zu liberalisieren.

 

Den vollständigen Text finden Sie hier: COVID-19 & Aviation - Time to rethink!

 

Die unterzeichnenden Organisationen:
Aircraft Engineers International (AEI), Air Traffic Controllers European Unions Coordination (ATCEUC), European Cabin Crew Association (EurECCA), European Cockpit Association (ECA), International Federation of Aeronautical Information Management Associations (IFAIMA), International Federation of Air Traffic Controllers’ Associations (IFATCA), International Federation of Air Traffic Safety Electronics Associations (IFATSEA), International Flight Information Service Association (IFISA)

 

 

Für Rückfragen:

VC-Pressestelle, Tel. 069 / 69 59 76 102
 
Die Vereinigung Cockpit ist der Berufsverband des Cockpitpersonals in Deutschland. Er vertritt die berufs- und tarifpolitischen Interessen von derzeit rund 9.600 Mitgliedern bei sämtlichen deutschen Airlines und sieht darüber hinaus seine Aufgabe in der Erhöhung der Flugsicherheit in Deutschland.
 
V. i. S. d. P.: Vereinigung Cockpit, Unterschweinstiege 10, 60549 Frankfurt, Tel.: 069 / 69 59 76 - 0, Fax: 069 / 69 59 76 - 150 office@vcockpit.de, www.VCockpit.de

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