Freitag, 29 Mai 2020

Offener Brief der Gewerkschaften im Lufthansa-Konzern an die verantwortlichen EU-Akteure

Europa muss Vertrauen schaffen, nicht Zukunftsängste schüren.

Im Rahmen eines gemeinsamen offenen Briefes der Gewerkschaften im Lufthansa-Konzern fordern wir die EU-Kommission auf: Setzen Sie unsere Bemühungen nicht aufs Spiel und genehmigen Sie das Rettungspaket für die Lufthansa-Group ohne Auflagen!

Markus Wahl, Präsident der Vereinigung Cockpit: "Alle Beschäftigten wollen gemeinsam die Lufthansa Group retten! Die EU-Kommission darf unsere Chance nicht durch massive Auflagen gefährden, sondern sollte uns unterstützen. Weder Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Lufthansa Group noch die Bürgerinnen und Bürger Europas werden es verstehen, wenn zehntausende Arbeitsplätze nicht wegen Covid-19, sondern durch Auflagen der EU-Kommission verloren gehen."

Beteiligte Gewerkschaften:

  • Vereinigung Cockpit (Deutschland - Pilotenvereinigung)
  • UFO (Deutschland - Unabhängige Flugbegleiter Organisation)
  • IGL (Deutschland - Industriegewerkschaft Luftverkehr)
  • TGL (Deutschland - Technikgewerkschaft Luftverkehr)
  • BeCA (Belgien - Belgian Cockpit Association)
  • ACA (Österreich - Austrian Cockpit Association)
  • Vida (Österreich - Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft)
  • Aeropers (Schweiz - Swiss Airline Pilots Association)
  • EFA (Schweiz - Edelweiss Air Flight Attendant Association)
  • SEV GATA (Schweiz - Groundstaff Aviation Technics and Administration)

Offener Brief im Wortlaut:

Sehr geehrte Frau von der Leyen,
Sehr geehrte Frau Vestager,

die Corona-Krise hat die Airline-Industrie weltweit extrem hart getroffen. Unser Geschäft ist aufgrund der strikten Reisebeschränkungen vieler Staaten fast komplett eingebrochen. Die Einschnitte sind nicht selbst verschuldet, aber sie haben zu massiven Umsatzverlusten geführt und bedrohen hunderttausende Arbeitsplätze in unserer Branche.

In der akuten Phase der Krise haben wir Urlauberinnen und Urlauber aus der ganzen Welt nach Hause geflogen und geben nach wie vor alles, um dringend benötigtes medizinisches Material nach Europa zu bringen.

Als Angestellte aus den verschiedenen Unternehmensbereichen, wie unter anderem Swiss und Edelweiss in der Schweiz, Austrian Airlines in Österreich, Brussels und Eurowings, werden wir unseren Beitrag leisten, um die Unternehmen der Lufthansa-Group durch die Krise zu bringen. Wir glauben fest daran, dass uns dies gemeinsam mit den Unternehmen und den angekündigten staatlichen Unterstützungen aus Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz gelingen wird.

Wir wollen unsere Lufthansa Group retten!   

Gefährden Sie unsere Chance nicht durch massive Auflagen! Weder Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Lufthansa Group noch die Bürgerinnen und Bürger Europas werden es verstehen, wenn zehntausende Arbeitsplätze nicht wegen Covid-19, sondern durch Auflagen der EU-Kommission verloren gehen.   

Einige Airlines aus dem Low-Cost-Bereich haben deshalb große finanzielle Reserven, weil sie jahrelang die Rechte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern missachtet und ihr Geschäftsrisiko auf die Belegschaft abgewälzt haben. Zuletzt wurden auch finanzielle staatliche Hilfen von diesen Unternehmen in Anspruch genommen. Sollte die Lufthansa Group Slots an solche Airlines abgeben müssen, wären Sie, Frau von der Leyen, und Sie, Frau Vestager, im Namen der EU verantwortlich für noch intensiveres Sozialdumping, steigende Scheinselbstständigkeit sowie eine massive Aushöhlung von Arbeitsstandards. Die Lufthansa-Group hingegen übernimmt soziale Verantwortung für ihre Belegschaft. 

Wir erwarten, dass solche sozialen und qualitativen Kriterien in Entscheidungen auf EU-Ebene einbezogen werden.   

Wir fordern Sie auf:   
Setzen Sie unsere Bemühungen nicht aufs Spiel und genehmigen Sie das Rettungspaket für die Lufthansa Group ohne Auflagen! 


Download:
Offener Brief an die EU-Kommission
Open Letter to EU-Commission