Fatigue

Um größtmögliche Sicherheit im Luftverkehr zu garantieren, fordert die Vereinigung Cockpit, dass wissenschaftliche Erkenntnisse die Basis jeder Flugdienstzeiten-Regelung sein müssen und dass die maximalen Flugdienstzeiten dementsprechend begrenzt werden.

Worum es geht

Der finale Entwurf zur Neuregelung der Flugdienstzeiten für Piloten und Kabinenpersonal wurde am 01.10.2012 von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) vorgestellt. Dabei wurden jedoch grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Erschöpfung und Müdigkeit bei Besatzungen missachtet. Sollte der EASA-Entwurf nicht überarbeitet werden, droht die Flugsicherheit für Passagiere und Flugzeugbesatzung massiv Schaden zu nehmen.

Die EASA ist nach den Vorgaben der internationalen zivilen Luftfahrtorganisation ICAO verpflichtet, die Flugdienst-/Ruhezeit-Regelungen auf Basis medizinisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse festzulegen. In den für die Flugsicherheit wichtigsten Punkten weicht die EASA in ihrem Entwurf jedoch von den Erkenntnissen der Wissenschaftler ab. An dem Beispiel von Nachtflügen wird eine Missachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse durch die EASA deutlich. Renommierte Wissenschaftler stimmen darin überein, dass höchstens zehn Stunden als sicher gelten, die EASA will hingegen elf Stunden, im Ausnahmefall sogar 13 Stunden zulassen.

Zum Vergleich: Busfahrer haben eine maximal zulässige Lenkzeit von zehn Stunden, müssen allerdings nach 4,5 Stunden die Fahrt für mindestens 45 Minuten unterbrechen. Während ein Busfahrer auf einer Fahrt jederzeit anhalten kann, kann die Cockpit-Besatzung innerhalb der Flugzeit in der Regel keine Pause einlegen. Aus diesem Grund ist eine maximale Flugdienstzeit von zehn Stunden nicht nur sinnvoll, sondern erforderlich.

Drei von der EASA selbst in Auftrag gegebenen Gutachten belegen unabhängig voneinander, ebenso wie der Moebus-Report zuvor, dass Nachtflüge auf maximal zehn Stunden begrenzt sein müssen. Flugdienstzeiten über diese Grenze hinaus verursachen kritische Ermüdungszustände und sind damit ein Sicherheitsrisiko. In den USA gilt sogar ein Limit von neun Stunden. Die EASA schlägt, ohne dafür eine wissenschaftliche Begründung liefern zu können, elf Stunden vor, die bei unvorhergesehenen Verzögerungen auf 13 Stunden verlängert werden können.

Unverständlicherweise hat das Plenum des Europäischen Parlamentes sich über den fachlich kompetenten Rat des Verkehrsausschusses des Europäischen Parlamentes hinweggesetzt und der Neuregelung von Einsatz- und Ruhezeiten von Flugpersonal Ende 2013 zugestimmt. Der Verkehrsausschuss hat bei seiner Entscheidung den Moebus-Report berücksichtigt, laut dem eine Flugdauer von maximal zehn Stunden als oberste Grenze nicht überschritten werden darf, da eine weitere Erhöhung ein zu stark steigendes Sicherheitsrisiko in sich birgt.

Forderungen der Vereinigung Cockpit

Die Vereinigung Cockpit fordert daher ganz klar eine Beschränkung der Flugdienstzeit von Nachtflügen auf die von den Wissenschaftlern empfohlenen zehn Stunden ohne regelmäßige Option auf Verlängerung (Referenz: Moebus Report, Question 4, par. 3 Commission Regulation, ORO.FTL.205 (b) (1)).

Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen die Grundlage jeder Neuregelung der Flugdienstzeiten sein, damit die Sicherheit von Passagieren und Flugzeugbesatzung nicht durch Müdigkeit und Erschöpfung der Cockpit-Besatzung gefährdet wird. Sowohl der Moebus-Report als auch die Folgegutachten weisen den richtigen Weg. Die Vereinigung Cockpit setzt sich dafür ein, dass die EASA diese Gutachten in ihrer finalen Version berücksichtigt. Nur so können die Flugsicherheit in Europa und weltweit sichergestellt und Unfälle durch Müdigkeit und Erschöpfung vermieden werden.