Pilot/Pilotin werden

Hier können Sie sich die Infobroschüre "Der Weg ins Cockpit" der Arbeitsgruppe Qualification & Training herunter laden. Sie enthält detaillierte Informationen über das Berufsbild des Piloten und seine Anforderungen. Bitte beachten Sie, dass die Inhalte des Flyers vor der durch das Corona-Virus ausgelösten Krise zusammengestellt wurden.

Hier können Sie sich die Infobroschüre "Berufswunsch: Pilotin" der Arbeitsgruppe Diversity & Social herunter laden. Außerdem die Broschüre "Familie und Beruf", über die Vereinbarkeit des Pilotenberufes mit der Familie.

Mit dieser Informationsseite möchten wir die am häufigsten gestellten Fragen zum Thema Verkehrsflugzeugführer beantworten. Wir hoffen, damit Antworten auf die vielen Telefonanrufe, die die VEREINIGUNG COCKPIT täglich erreichen, geben zu können.

Was bringt mir der Besuch einer Piloten-Berufsmesse?

In den letzten Jahren ist die Anzahl der Angebote rund ums Pilotwerden deutlich gestiegen. Grundsätzlich ist der Besuch einer solchen Messe sinnvoll, um sich ein besseres Bild über den Pilotenberuf und die Konditionen der Ausbildung zu machen.

Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass viele der Aussteller diese Messen als Verkaufsplattform nutzen. Daher gilt es stets zu hinterfragen, ob man objektiv beraten wird oder ein Verkaufsgespräch für ein Produkt/Dienstleistung stattfindet.

Sollte im Rahmen der Messe ein „Piloteneignungstest/Screening“ angeboten werden, so verweisen wir auf unseren FAQ-Punkt „Ich habe von einem Test gehört. Was hat es damit auf sich?”.

Wie sehen denn die Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus?

Der von Flugzeugherstellern und dem internationalen Verband der Fluggesellschaften (IATA) prognostizierte Pilotenbedarf basiert auf Hochrechnungen, welche kritisch hinterfragt werden sollten, da die Vergangenheit immer wieder gezeigt hat, dass eine schlechte Entwicklung der Weltwirtschaft auch zu spürbaren Einbrüchen im Pilotenbedarf führt. Dies hat sich auch in der durch COVID19 verursachten Krise wieder sehr deutlich gezeigt.
 
Aktuell zeichnet sich aufgrund des demographischen Wandels sowie der Erholung der Luftfahrt ein erhöhter Bedarf für „qualifiziertes Personal“ ab (für qualifiziertes Personal siehe auch den FAQ-Punkt „Ich habe von einem Test gehört“). Die wirtschaftliche Lage ist jedoch nach wie vor volatil und eine seriöse Prognose für die Zukunft kaum möglich.

Ich habe von einem Test gehört. Was hat es damit auf sich?

Grundsätzlich führen alle europäischen Fluggesellschaften Tests vor der Einstellung durch. Es wird unterschieden zwischen Eignungs- und Einstellungstests.

Eignungstest:

In diesen Tests werden Fähigkeiten überprüft, die für den Beruf des Flugzeugführers Voraussetzung sind (z.B. räumliches Vorstellungsvermögen, Mehrfach-Belastbarkeit, etc.). Für den Weg ins Cockpit empfehlen wir, solch einen Test zu absolvieren, der die Vorgaben der EASA (AMC1 CAT.GEN.MPA.175(b) zu EU-VO 965/2012) erfüllt. So lässt sich feststellen, ob grundsätzlich die berufliche Eignung gegeben ist, womit sich deutlich besser einschätzen lässt, ob die Herausforderungen während der Ausbildung und auch der späteren Tätigkeit zu meistern sind. Die Feststellung der Eignung ist somit ein hilfreicher Schutz vor späterer Überlastung im Beruf, aussichtslosen Chancen bei späterem Einstellungstest oder auch hohen Schulden aufgrund einer abgebrochenen Ausbildung. Mittlerweile gibt es Anbieter, bei denen ein entsprechendes Zertifikat über die grundsätzliche Eignung erworben werden kann.

Einstellungstest:

Einstellungstests werden für deutsche Fluggesellschaften in der Regel in Verbindung mit einem Eignungstest vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Hamburg oder von der Firma Interpersonal durchgeführt. Diese beinhalten zusätzliche spezifische Einstellungskriterien der Fluggesellschaften. Warnung: Werden für einen Einstellungstest eigene Kosten fällig oder findet dieser im Rahmen einer Berufsmesse statt, sollte geprüft werden, ob bei erfolgreicher Absolvierung überhaupt eine realistische Anstellung angeboten und nicht das Screening selbst als Einnahmequelle genutzt wird.

Wir haben zu dem Thema "Eignungstests vor der Piloten-Ausbildung" einen Podcast aufgenommen. Hier könnt Ihr ihn Euch anhören:

Google

Apple

Podcast.de

Deezer

Wie kann ich mich auf diese Tests vorbereiten?

Solange Vorbereitung aktives Auseinandersetzen mit der Materie und Wiederauffrischen von Wissen (Englisch, Physik- und Mathematikübungen etc.) bedeutet, ist sie sinnvoll und zeugt von einer professionellen Arbeitsauffassung.

Verschiedene kommerzielle Institutionen bieten zum Teil teure Trainingsprogramme an, deren Wert umstritten ist. Diese werden von uns prinzipiell nicht empfohlen. Fertigkeiten sind trainierbar, Eignung nicht.

In der Regel werden Ihnen die Testzentren Vorbereitungsmaterial zur Verfügung stellen.

Ab welchem Zeitpunkt kann ich Mitglied der Vereinigung Cockpit werden?

Bereits mit Beginn der Ausbildung können Sie VC-Mitglied werden. Die Mitgliedschaft ist für Flugschüler kostenlos.

Wie sehen die Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten aus?

Die Konditionen bezüglich Gehalt, Arbeitszeitregelungen, Stationierungsort, etc. können sich je nach Arbeitgeber sehr stark unterscheiden. Grundsätzlich werden Flugdienstzeiten über europäische Verordnungen geregelt („EASA FTL“). Für bessere Arbeitsbedingungen über diese Mindeststandards hinaus benötigt es eigene arbeitsvertragliche oder tarifvertragliche Regelungen.
 
Ein Erster Offizier erhält anfangs ein Monatsgehalt zwischen 1500 Euro und 5000 Euro brutto. Ein Kapitän – das wird man nach etwa 3 bis 20 Jahren als Erster Offizier – erhält je nach Luftverkehrsgesellschaft ein Anfangsgehalt zwischen 3000 Euro und 10.000 Euro. Dem gegenüber stehen die erheblichen Ausbildungskosten (siehe auch FAQ-Punkt „Und was kostet das?“).

Mehr zu Gehalt, vertraglichen Verpflichtungen und rechtlichen Risiken findet Ihr hier.

Ich habe gehört, dass die Ausbildung in Amerika viel einfacher und billiger ist?

Generell sind Flugausbildungen in den USA preiswerter als in Europa. Mit Ausnahme des PPL(A) ist eine Umschreibung von Lizenzen der amerikanischen Luftfahrbehörde (FAA) in Lizenzen der europäischen Luftsicherheitsbehörde (EASA) nicht direkt möglich, sondern mit zusätzlichem Aufwand verbunden.

Ausführlichere Informationen dazu findet Ihr hier.

Kann ich die Ausbildung auch mit einem Studium verbinden?

Ja, verschiedene Hochschulen bieten in Zusammenarbeit mit Partnerflugschulen unterschiedliche Studiengänge an. Eine bevorzugte Auswahl für Positionen im fliegerischen Management (Technischer Pilot, Sicherheitspilot etc.) konnte bisher nicht beobachtet werden.

Was bringt mir ein zusätzliches/integriertes Studium?

Die zusätzliche Qualifikation durch ein Studium erhöht insbesondere bei der privaten Ausbildung die Chancen auf einen Job außerhalb des Cockpits. Denn eine Lizenz bedeutet keine Jobgarantie und durch ein Studium minimiert sich das Risiko der Arbeitslosigkeit nach der Ausbildung. Bei einem integrierten Studium erhöht sich allerdings die Dauer der Ausbildung erheblich.

Was ist die MPL und wozu berechtigt sie?

MPL heißt Multi Crew Pilot Licence. Wie der Name schon andeutet, ist diese Lizenz auf den Einsatz im Zwei-Mann-Cockpit zugeschnitten. Sie entspricht weitestgehend der CPL(IR) „frozen ATPL“, berechtigt also zum Einsatz als Erster Offizier in einem Verkehrsflugzeug. Die theoretische Ausbildung ist identisch, bei der praktischen Ausbildung werden einige Ausbildungsinhalte zu einem früheren Zeitpunkt in den Simulator verlegt. Insgesamt findet ein deutlich höherer Anteil der Ausbildung im Simulator anstatt im Flugzeug statt.

Im Unterschied zur klassischen Lizenz darf damit aber ausschließlich im Zwei-Mann-Cockpit geflogen werden. Um beruflich Single Pilot in Command (also z.B. alleine ein kleineres Geschäftsflugzeug) zu fliegen, müssen so genannte bridging requirements erfüllt werden, welches mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden ist.

Sollte man die Ausbildung zum ATPL möglichst in einem Stück machen?

Die durchgehende Ausbildung („ab-initio“) ist der schnellstmögliche und effektivste Weg zum ATPL (Durchgängige Lernkurve, einzelne Zwischenprüfungen entfallen etc.). Realistisch ist eine Ausbildungsdauer von etwa zwei Jahren.

Die modulare Ausbildung (erst PPL, dann CPL etc.) kann sinnvoll sein, wenn der Lizenzerwerb neben einer bereits bestehenden Erwerbstätigkeit erfolgen soll. Warnung! Dieser Weg erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin, um die Ausbildung in einem methodisch sinnvollen Zeitrahmen (nicht mehr als 36 Monate) abzuschließen.

Und was kostet das?

Je nach Ausbildungsstätte müssen Sie realistisch mit mind. 60.000 bis 120.000 Euro rechnen (zuzüglich Lebenshaltungskosten und Unterkunft). Zusätzlich schlagen bei manchen Fluggesellschaften noch bis zu 30.000 Euro Beteiligung für den Erwerb einer Musterberechtigung („type-rating“) zu Buche.

Warnung! Der Erwerb und Erhalt einer Musterberechtigung stellen eine hohe Investition dar, von der die VC ohne vorherige Einstellungszusage (Arbeitsvertrag) dringend abrät.
Auch der Lizenzerhalt kann über einen längeren Zeitraum einen erheblichen Kostenfaktor darstellen. 

Gänzlich abzulehnen sind Angebote zu „Pilot Line Training / LIFUS / Hour Building / Pay-to-fly“, deren Kosten bis zu 60.000€ zusätzlich selbst übernommen werden sollen.

Gibt es eine Altershöchstgrenze für den Ausbildungsbeginn zum Berufspiloten?

Basierend auf den Einstellungsvorraussetzungen verschiedener großer Fluggesellschaften gibt es Hinweise darauf, dass die Auswahlchancen ab einem Alter von mehr als 30 Jahren deutlich abnehmen. Dabei spielen natürlich auch die aktuellen Bedarfszahlen eine wichtige Rolle.

Ich habe gehört, es gibt auch Fernlehrgänge?

Das ist richtig. Damit kann man sich auf die Theorie-Prüfung vorbereiten. Hat man alles durchgearbeitet, muss man aber dennoch ca. 80 Stunden Vollzeitunterricht an einer Flugschule absolvieren, bevor man die Prüfung ablegen kann.

Wer bildet zum Verkehrsflugzeugführer aus und gibt es Wege, die direkt ins Cockpit einer Fluggesellschaft führen?

Eine vollständige Liste von deutschen Flugschulen, die zum Verkehrsflugzeugführer ausbilden (MPL, ATPL(A)) befindet sich auf der Homepage des LBA. 

Darüber hinaus gibt es im europäischen Ausland eine Vielzahl an Flugschulen, die nach den europäischen Regularien ausbilden. WARNUNG: Es sollte hier im Vorfeld geklärt werden, inwiefern die erworbenen Berechtigungen auch von den nationalen Behörden zukünftiger Arbeitgeber anerkannt werden.

Grundsätzlich kommen zwei Wege infrage:

1)    Erwerb der benötigten Lizenz bei einer vom LBA gelisteten Flugschule mit anschließender Bewerbung bei einer Fluggesellschaft. Eine Checkliste mit Hilfestellungen zur Auswahl einer Flugschule finden Sie ebenfalls auf unserer Homepage. Warnung: Etwaige Versprechen, durch die Ausbildung in einer bestimmten Schule bessere Chancen bei bestimmten Fluggesellschaften zu haben, halten wir für unseriös.

2)    Vereinzelt werden für Fluggesellschaften Nachwuchsflugzeugführer direkt ausgebildet, wobei die hierfür genutzten Auswahlverfahren und Finanzierungsmethoden deutlich variieren. Auch bei diesem Weg können nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung erhebliche Wartezeiten und Kosten entstehen, da ausschließlich nach Bedarf eingestellt wird und man innerhalb einer Airline-Group nicht zwingend bei der gewünschten Fluggesellschaft einen Arbeitsplatz bekommt.

Ausführliche Informationen findet Ihr hier:

Anerkennung von Lizenzen

Checkliste für die Auswahl von Flugschulen