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Die Piloten streiken nicht für höhere Gehälter! Gegenstand des Arbeitskampfes ist ausschließlich die sog. Übergangsversorgung. Der Lufthansa-Vorstand will diese streichen.
Nachdem das Lufthansa-Management in den letzten Jahren und nur mit dem Ziel der Gewinnmaximierung immer mehr profitable Arbeitsplätze von Deutschland ins Ausland verschoben hat, wurde im letzten Jahr der Angriff auf die Versorgungssysteme aller Lufthansa Mitarbeiter begonnen. Als erstes möchte man bei den Cockpitmitarbeitern anfangen.
Für jeden Piloten werden während seiner Firmenzugehörigkeit Gehaltsbestandteile rückgestellt, die es ermöglichen, die berufliche Tätigkeit vorzeitig beenden zu können. Menschen altern unterschiedlich schnell und die Belastungen im Beruf des Piloten sind nicht zuletzt aufgrund der ständigen Zeitverschiebungen, der Nachtflüge, des Extremschichtdienstes, der Klimaverschiebungen, der Strahlenbelastung etc. sehr hoch. Deshalb muss es den Piloten möglich sein, individuell entscheiden zu können, ob sie sich den Belastungen noch gewachsen fühlen. Das ist vor allem auch im Interesse der Sicherheit der Passagiere. Oder möchten Sie mit Piloten fliegen, die sich nicht mehr fit fühlen, aber aus finanziellen Gründen weiterfliegen müssen?
Die Übergangsversorgung ist für das Unternehmen fast kostenneutral. Das ergibt sich aus der Tatsache, dass die älteren Kollegen ein höheres Gehalt bekommen als die jüngeren. Gehen die Älteren in die Übergangsversorgung, werden an deren Stelle junge Piloten eingestellt und nachgeschult. Dieser Prozess senkt die Kosten pro Durchschnittspilot und somit die Cockpit-Personalkosten deutlich ab.
Das Management der Lufthansa möchte die Unternehmensgewinne und somit die Dividende der Aktionäre massiv steigern. Dazu wurden im Rahmen des Sparprogramms „SCORE“ sämtliche Versorgungstarifverträge aller Lufthansa-Mitarbeiter gekündigt. Neben der Betriebsrente erhält das Cockpit- und Kabinen-Personal zusätzlich eine Übergangsversorgung, welche ein Ausscheiden vor der gesetzlichen Regelaltersgrenze ermöglicht. Dies ist schon alleine deshalb nötig, weil es Piloten aus guten Gründen gesetzlich nicht erlaubt ist, bis zu dieser zu arbeiten.
Eine Abschaffung der Übergangsversorgung würde es dem Konzern-Vorstand außerdem ermöglichen, das angesparte Geld der Mitarbeiter einzukassieren.
Die Piloten, die im Unternehmen arbeiten, fühlen sich betrogen. Seit Beginn ihrer Tätigkeit gab es immer die arbeitsvertragliche Möglichkeit, ab dem 55. Lebensjahr aus dem aktiven Flugdienst ausscheiden zu können. Die dafür erforderlichen Gelder waren immer Gegenstand der Tarifverhandlungen. Nun versucht das Management, ihnen diese Versorgung zu streichen und sie faktisch dazu zu zwingen, bis zu acht Jahre länger zu arbeiten. Ganze Lebensplanungen werden so zunichte gemacht.
Angesicht der langen Verhandlungsdauer sehen Sie, dass auch die Vereinigung Cockpit bei Arbeitskämpfen immer dem „ultima-ratio“-Prinzip folgt.
Es gibt kein Angebot des Managements! Es gibt nur massive Forderungen, welche auch nach dem Arbeitskampf im April unverändert geblieben sind!
Im Gegensatz dazu hat die Vereinigung Cockpit angeboten, das aktuelle Kostenniveau der Übergangsversorgung zukünftig zu deckeln. Darauf wurde seitens des Managements jedoch nicht ernsthaft eingegangen.
Richtig ist, dass die VC auf Wunsch des Lufthansa Managements in einen gemeinsamen Moderationsprozess eingestiegen ist. Beide Seiten waren sich einig, dass ein konkret formuliertes Angebot zu diesem Zeitpunkt diesen Prozess gestört hätte, weshalb die VC dieses dann auch einvernehmlich nicht erbracht hat.
Die VC hat den Moderationsprozess nicht abgebrochen. Im Laufe des Prozesses wurde jedoch erkennbar, dass nicht das Erreichen eines Kompromisses im Fokus des Managements stand, sondern eher das Spiel auf Zeit. Das Management wurde daher aufgefordert, ein kompromissfähiges Angebot zu unterbreiten. Vorgelegt wurde jedoch erneut die von der VC bereits Ende März zurückgewiesene Forderung.
Natürlich denken wir an unsere Passagiere und bedauern die Unannehmlichkeiten ausdrücklich. Im Dienstleistungssektor ist es jedoch leider nicht möglich, einen Streik durchzuführen, ohne dass Menschen davon betroffen sind. Um überhaupt eine Chance zu haben, von kompromisslosen Arbeitgebern gehört zu werden, bleibt den Arbeitnehmern bei Tarifauseinandersetzungen am Ende nur das Mittel des Arbeitskampfes. Die Vereinigung Cockpit sieht die Verantwortung für den aktuellen Arbeitskampf somit ausschließlich beim Lufthansa-Vorstand.
Die VC und ihre Piloten sind der festen Überzeugung, dass die Herausforderungen für die Lufthansa in der Zukunft nur gemeinsam und auf Basis vernünftiger Kompromisse gemeistert werden können. Gerade im derzeitigen Umfeld werden alle verfügbaren Kräfte benötigt, um den Kunden das beste Produkt am Markt zu bieten. Seit Jahren erfolgende, permanente Angriffe auf die Arbeitsbedingungen und Versorgungssysteme der Mitarbeiter demotivieren und machen dies unmöglich. Die ausschließliche Fokussierung des Managements auf die Kosten birgt darüber hinaus die Gefahr, die Kunden aus dem Blick zu verlieren.
Es liegt jetzt alleine in der Verantwortung des Lufthansa-Vorstandes, seinen aggressiven und gegen das Personal gerichteten Profit-Maximierungskurs aufzugeben und stattdessen einen konstruktiven Weg einzuschlagen. So können Streiks verhindert werden.