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IFATCA und IFALPA einigen sich auf Policy-Vorschlag
Das Thema schien die Art der Diskussion zu bestimmen: Mehrere Anläufe und
Meetings waren nötig und nach jeder Runde gab es gleichsam einen Go
Around.
Neue Argumente von alten Leuten, alte Argumente von neuen Leuten.
Schließlich wurde doch noch ein Konsens gefunden – auch wenn es sich
aus Sicht der VC-Arbeitsgruppe „Air Traffic Services“ (AG ATS) um eine
Minimallösung handelt.
Kurzer Rückblick: Schon seit einiger Zeit beschäftigen sich VC und
die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) mit der Frage, welcher Missed
Approach nach einem Swing-over zu fliegen ist. Jeder, der Frankfurt
kennt, weiß, dass es verschiedene Herangehensweisen gibt. Dies zeigte
sich auch in einer kleinen Befragung der Leser der VC-Info im
vergangenen Jahr. Was fehlt, ist ein veröffentlichtes Verfahren oder
noch besser ein international harmonisiertes Procedure. Relativ schnell
wurde klar, dass Ähnliches für den Visual Approach gilt, zu dem bisher
per definitionem kein Missed Approach gehört. Schnell wurden Vergleiche
mit dem Circling gesucht, die sich aber als falsche Fährte erwiesen, da
hier andere Voraussetzungen gelten, etwa dass es immer ein eindeutig
dazugehörendes IFR-Procedure gibt.
Um eine weltweit umsetzbare Lösung zu finden, brachten die beiden
deutschen Verbände das Thema auf die Agenden der jeweiligen
Dachverbände: IFATCA TOC (International Federation of Air Traffic
Controllers Associations Technical and Operations Committee) und IFALPA
ATS (International Federation of Air Traffic Pilots Associations Air
Traffic Services) Committee.
Vergangenen Herbst gab es ein gemeinsames Treffen in Las Vegas. Dort
konnten die internen Diskussionen zusammengeführt werden. Es zeigte
sich, dass auch wenn der Wille stark ist, eine global harmonisierte
Lösung schwer zu finden ist. Zum einen liegt das daran, dass es starke
regionale Unterschiede gibt. So sind Visual Approaches an High Density
Airports in Nordamerika nichts Ungewöhnliches, in Europa dagegen schon.
Zum anderen reden Fluglotsen und Piloten zwar oft von dem Selben, haben
aber doch sehr unterschiedliche Blickwinkel. So gern etwa im Cockpit
langfristig geplant wird, so schwierig ist es für die Controller, das
Gesamtbild in dynamischen Situationen zu betrachten und beispielsweise
eine Missed Approach Clearance im Voraus zu geben.
Von der VC wurden verschiedene Zwischenlösungen vorgeschlagen. So könnte ein Visual
Approach in einem Visual Circuit enden, falls die Landung nicht möglich
ist. Von der GdF kam die Anregung, auf die Bezeichnung „Swing over“
ganz zu verzichten und nur von „Visuals“ zu sprechen. Einig sind sich
alle, dass sich im Idealfall Pilot und Lotse absprechen, was zu tun
ist, und zwar möglichst frühzeitig.
Das IFALPA ATS Committee wird nun der IFALPA Annual Conference
folgende Policy vorschlagen: Zu jedem möglichen Visual Approach
(charted wie uncharted) soll ein Fehlanflugverfahren veröffentlicht
werden. Auch das IFATCA TOC wird auf der IFATCA Annual Conference ein
Arbeitspapier zum Thema einreichen, allerdings ist dessen Inhalt noch
nicht endgültig festgelegt.
Damit sind die ANSPs (Air Navigation Service Provider) am Zug.
Entweder wird für jeden einzelnen Visual Approach ein Missed Approach
veröffentlicht, wie es bereits an einigen Plätzen (z.B. KSFO) der Fall
ist. Oder es gibt ein generelles Verfahren, wie etwa in der AIP
Australiens festgelegt.
Die VC hätte sich gewünscht, dass auch für die Interimszeit bis zur
flächendeckenden Umsetzung Klarheit durch ein einfaches Procedure
geschaffen wird. Dies konnte jedoch aufgrund der Komplexität des Themas
nicht erreicht werden. Die VC empfiehlt daher, möglichst proaktiv mit
dem Thema umzugehen. Konkret heißt das, frühzeitig auch den Missed
Approach planen und briefen und gegebenenfalls nachfragen. Eine
Möglichkeit ist auch, solche Verfahren solange abzulehnen, bis die
ANSPs etwas veröffentlicht haben. Letztlich sollte sich auch jeder
darüber bewusst sein, worum es bei Swing und Visual häufig geht: die
Erhöhung von Kapazitäten in ohnehin schon stark ausgelasteten Systemen.
Wie geht es weiter? Im Frühjahr wird der Policy-Vorschlag zur Abstimmung
gestellt und bei positivem Ausgang ins IFALPA PANS-ATM aufgenommen. Für
Frankfurt soll eine lokale Lösung veröffentlicht werden: „Swing over“
wird nicht mehr verwendet und bei einer Visual Approach Clearance mit
Pistenwechsel muss ein Fehlanflugverfahren übermittelt werden. Wir
halten Sie auf dem Laufenden.
(Tim S. Holderer und Alexander Schwaßmann, GdF)