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Airbus Chef Tom Enders stellte auf der Münchner Internetkonferenz in seiner für ihn typischen technokratischen Art seine Vision vom pilotenlosen Fliegen vor und begründete dies damit, die Luftfahrt noch sicherer zu machen. Das letzte Hindernis seien die Bedenken der Passagiere, die jedoch geringer würden.
Was er verschweigt ist, dass selbst die modernsten von seinen Ingenieuren entwickelten Flugzeuge jeden Tag auf das beherzte Eingreifen eines Piloten angewiesen sind. Jeden Tag finden etwa 100 000 Flüge mit Verkehrsflugzeugen statt. Jeden Tag ist es auf hunderten dieser Flüge aufgrund technischer Ausfälle, wetterbedingter Umwege oder Unterbrechungen der Daten- oder Kommunikationsverbindungen notwendig, dass Piloten in die automatische Flugführung eingreifen.
Schaut man in das Handbuch eines modernen Airbusses, so findet man eine ganze Reihe von Kriterien, nach denen sich während des Fluges der Autopilot selbständig abschaltet und das Flugzeug zur manuellen Steuerung und Fehleranalyse an den Piloten übergibt. Grund dafür können der Ausfall einer Funkstation am Boden oder widersprüchliche Messungen redundanter Sensoren sein. Selbst das Durchfliegen von Turbulenzen mit entsprechenden Schwankungen der Geschwindigkeit können bei Airbussen das Abschalten des Autopiloten zur Folge haben.
Das Jahr 2015 gilt mit weltweit 16 katastrophalen Unfällen als das sicherste in der Geschichte der Luftfahrt. Dass in diesem Jahr weltweit etwa 36 Millionen Flüge absolviert wurden, von denen 35.999.984 ihr Ziel durch die Arbeit der Piloten unfallfrei erreichten, verschweigt er. Man kann davon ausgehen, dass aus Sicherheitsgründen bei Tausenden dieser Flüge das professionelle Eingreifen der Piloten in die automatische Flugführung notwendig war, um einen Unfall zu verhindern.
Für Enders sind Passagier-Drohnen die Zukunft, für das US-Militär sind sie bereits Alltag. Die mehrere Millionen teuren Fluggeräte erreichen mittlerweile die Größe kleiner Verkehrsflugzeuge, und ersetzten seit Jahren bemannte Kampfflugzeuge.
Wenn Enders sich die militärischen Drohnen als Vorbild für seine Vision des pilotenlosen Passagierflugs nimmt, sollte er einen Blick in deren Unfallstatistik werfen. Von den seit 12 Jahren beim US Militär eingesetzten Drohnen-Kampfflugzeugen sind bereits über 40% ohne Fremdeinwirkung abgestürzt. Die Maschinen der US-Luftwaffe wurden nicht abgeschossen, sondern von einem Problem heimgesucht, das sich nur bis zu einem gewissen Maß eingrenzen lässt. Alle der 2,5 Tonnen schweren "Reaper"-Drohnen fielen einfach vom Himmel. Teile der Elektronik hatten versagt. Der Verlust der Kommunikationsverbindung oder das mangelhafte Erkennen fliegerischer Risiken, wie Gewitter, führten ebenfalls zu Abstürzen.
Überträgt man diese Statistik auf die etwa 20.000 Verkehrsflugzeuge, die weltweit im Einsatz sind, entspräche dies täglich einem Absturz zweier Passagierflugzeuge.
Bleibt zu hoffen, dass Herr Enders nicht den gleichen Fehler widerholt, als Airbus im Glauben an ihre Automatik das Training der manuellen Fertigkeiten so weit reduzierte, bis ihre Piloten mit Systemausfällen überfordert, und nicht mehr in der Lage waren, einen Unfall zu verhindern.
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