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Todmüde! Piloten müssen zu lange im Cockpit sitzen

Müdigkeit hinterm Steuer ist nicht nur auf den Straßen ein Problem, sondern auch in der Luft. Piloten in Europa haben derzeit längere Flugdienstzeiten, als dies aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht vertretbar ist. Zu diesem eindeutigen Ergebnis kommt eine von der EU in Auftrag gegebene Untersuchung.

Diese Studie war notwendig geworden, weil die EU bereits 2006 einräumen musste, dass die bisherigen Flugdienst- und Ruhezeiten für Piloten (geregelt in der sog. „EU-OPS“-Verordnung“) in keiner Weise auf wissenschaftlich-medizinischen Erkenntnissen beruhen. Gleichzeitig verpflichtete sich die EU, die Erkenntnisse der Studie schnellstmöglich nach Veröffentlichung in die Verordnung einzuarbeiten.

„Die gesetzlichen Flugdienst- und Ruhezeiten gehören zu den Hauptpfeilern der Flugsicherheit. Wissenschaftliche Untersuchungen haben schon seit langem den Zusammenhang von Übermüdung von Piloten und dem Unfallrisiko nachgewiesen“, sagt Markus Kirschneck, Flugkapitän und Pressesprecher der Vereinigung Cockpit (VC).
„Umso unverständlicher ist es,“ so Kirschneck weiter „dass die EU bisher den Lobbyaktivitäten der europäischen Airlines nachgegeben und zunächst die Veröffentlichung der Studie hinausgezögert hat und bis heute keine Anstalten macht, die wissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechend der selbst auferlegten Pflicht in die EU-Verordnung einzuarbeiten. Piloten müssen hellwach sein, um ein Flugzeug sicher fliegen zu können.“

Die Studie kommt zu dem Urteil, dass einige der bisherigen Regelungen „inakzeptabel“ sind und dringend geändert werden müssen. Unter anderem sind dies:

  • Die Reduzierung der bisher 13-14 Stunden zulässigen Tagesgesamtflugdienstzeit, die laut Studie jenseits der „zumutbaren Grenzen“ liegt.
  • Die Nachtarbeitszeit sollte von den derzeit zulässigen 11:45h auf 10 Stunden reduziert werden.
  • Die Praxis von drei aufeinander folgenden 60-Stunden-Wochen (z.B. 180 Stunden in 21 Tagen) muss gestoppt werden. So soll künftig eine Obergrenze von 100 Stunden innerhalb von 14 aufeinander folgenden Tagen gelten (das entspräche einer 50-Stunden-Woche).


Wenn die europäische Verordnung nicht entsprechend angepasst wird, spielt die EU fahrlässig mit dem Leben von Passagieren und Crews.


Die Vereinigung Cockpit ist der Berufsverband des Cockpitpersonals in Deutschland. Er vertritt die berufs- und tarifpolitischen Interessen von derzeit rund 8.200 Mitgliedern bei sämtlichen deutschen Airlines und sieht darüber hinaus seine Aufgabe in der Erhöhung der Flugsicherheit in Deutschland.


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Markus Kirschneck, Pressesprecher und VC-Vorstandsmitglied, Tel.: 0173/6842274
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