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Übermüdung bei Piloten fordert erneut Opfer

Die Vereinigung Cockpit (VC), der Berufsverband der Verkehrspiloten in Deutschland, warnt erneut vor den Gefahren von zu langen Dienstzeiten für Piloten. Ein im Dezember 2009 veröffentlichter Unfalluntersuchungsbericht kommt zu dem Ergebnis, dass die Piloten beim Aufprall einer Passagiermaschine am 22. Juni 2008 auf die Piste des Flughafens Bern-Belp im Landeanflug falsch reagierten. Die Maschine setzte in einem zu steilen Winkel auf, weshalb sie mit dem hinteren Teil des Rumpfes die Bahn berührte und dabei das Flugzeug schwer beschädigt wurde. Hierbei wurden zwei der über 60 Menschen an Bord verletzt. Der Untersuchungsbericht spricht davon, dass die Übermüdung der Piloten, die aufgrund der Verspätung am Vortag ihre Ruhezeit nicht einhalten konnten und versuchten dies durch eine verkürzte Flugvorbereitung zu kompensieren, eine Rolle gespielt haben könnte.
„Wir können froh sein dass nicht mehr passiert ist.“, kommentiert Jörg Handwerg, Pressesprecher der Vereinigung Cockpit und selbst Flugkapitän den Vorfall. „Müdigkeit führt zu Konzentrationsschwächen, die gerade bei Start- und Landung zu Unfällen führen können, weil hier volle Konzentration gefordert ist.“

Die Vereinigung Cockpit trauert um einen 30 jährigen Copiloten-Kollegen der Air Berlin. Um ca. 2 Uhr in der Nacht zum 29. Dezember 2009 im Kreis Heinsberg verunglückte er bei einem Autounfall tödlich, nachdem er zuvor von einem Flugeinsatz mit über 14:30 Stunden Flugdienstzeit kam.  Auf dem Heimweg verlor er ohne Fremdeinwirkung die Kontrolle über sein Fahrzeug.
Die bisherigen Flugdienstzeitregelungen ermöglichen eine Verlängerung des Flugdienstes auf bis zu 15 Stunden. Dies ist laut der von der EU in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Möbus-Studie viel zu lang, die maximal eine Flugdienstzeit von 13 Stunden und entsprechende Verkürzung in der Nachtzeit für vertretbar hält. Die Unfallgefahr steigt mit längerer Dienstzeit steil an. So beträgt das Unfallrisiko, das bis 9 Stunden nahezu konstant bleibt, zwischen 10 und 12 Stunden aber bereits um 65% ansteigt, bei 13 Stunden ca. das 5,6 fache. 
„Bei solch langen Dienstzeiten steigt die Gefahr einen Unfall zu verursachen in unverantwortlichem Maße an. Deswegen fordern wir die EU auf die Dienstzeiten der Piloten im Interesse der Sicherheit der Passagiere und Besatzungen unverzüglich auf die durch wissenschaftliche Erkenntnisse empfohlenen Werte zu korrigieren.“, sagt der Pressesprecher der Vereinigung Cockpit Jörg Handwerg. „Wie viele Menschen müssen ihr Leben verlieren, bevor man die Wissenschaft über kommerzielle Interessen stellt?“

Mehr Information zum Thema Übermüdung im Cockpit unter http://www.vcockpit.de/index.php?id=641


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VC-Pressesprecher Jörg Handwerg (0176/16959000) oder
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