Sprechblase Climb via SID
Flight Safety

„Climb via SID…“ Also alles wie immer oder was soll das?

Diese Frage hat sich wahrscheinlich jeder schon mal gestellt, der nach dem Abflug vom Fluglotsen angewiesen wurde „climb via SID FL xxx“. Da diese Anweisung aber nicht alle Lotsen nutzen und meist auch kein Einwand erfolgt, wenn man selbst lediglich mit „climbing FL xxx“ antwortet, kurz etwas zur Historie.

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Die Sprechgruppen „climb via SID“ und „descent via STAR“ wurden von ICAO mit dem sogenannten Amendment 7-A im Document 4444, Procedures for Air Navigation – Air Traffic Management 2016 eingeführt. In Deutschland wurden die Änderungen 2017 in die AIP übernommen und sind damit gültig und anzuwenden. Weder NfL noch die AIP stehen kommerziellen Piloten aber zur Verfügung. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere aber noch an eine entsprechende Veröffentlichung seines Flugbetriebs. Diese wurden damals allerdings (wenn überhaupt) so kurzfristig veröffentlicht, dass die wenigsten Piloten damit etwas anfangen konnten, als ATC begannen die neuen Sprechgruppen zu benutzen. Grundsätzlich gab es auch viel Skepsis, wozu man überhaupt etwas Neues bräuchte. Entsprechend resigniert gaben die Lotsen nach rund zwei Wochen auf und der alte Standard wird bis heute weiter angewendet, obwohl er nicht mehr gültig ist.

In der AG Sprechfunk, einer Institution des Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, haben die Teilnehmer von Flugsicherungen, Fluggesellschaften, Gewerkschaft der Flugsicherung und der Vereinigung Cockpit (VC) in den letzten zwei Jahren darüber diskutiert, wie eine korrekte Anwendung der gültigen Sprechgruppen gelingen kann. Das Ziel ist derzeit nach Schulung aller Lotsen und Piloten und mit entsprechender Aufmerksamkeit zum
1. November diesen Jahres einen Neuanfang zu starten. Damit auch ausländische Piloten informiert werden, soll es Hinweise per enroute-NOTAM und auf der ATIS geben. Es ist zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht sicher, ob der Stichtag eingehalten werden kann, aber es wird fieberhaft daraufhin gearbeitet.

Doch warum hat ICAO diese Neuerung überhaupt eingeführt? SIDs und STARs sind Standard-Verfahren, die An- und Abflug vereinfachen und die Arbeitsbelastung reduzieren sollen. Auf SIDs funktioniert das auch meist gut. Es werden ohne großes Nachdenken alle Beschränkungen eingehalten und wenn ein Constraint nicht (mehr) nötig ist sagt der Lotse Bescheid. Auf Arrivals und Transitions gab es aber in der Vergangenheit häufig das Problem, dass die veröffentlichten Beschränkungen nicht immer zur Planung des Fluglotsen passten. Die lateralen Wegpunkte sollten aber durchaus abgeflogen werden. Dafür wurden dann zum Teil lokale Phraseologien definiert wie „follow transition (and profile)“ oder Ähnliches. Die ICAO hat deshalb die via-Sprechgruppen eingeführt, um statt solcher individuellen Verfahren einen weltweiten Standard zu etablieren. Der Kerngedanke ist dabei, dass Steig- oder Sinkflüge immer „via SID/STAR“ freigegeben werden müssen, wenn es noch Beschränkungen auf dem Verfahren gibt. Alle Constraints, die nicht gelten sollen, müssen explizit aufgehoben werden, z.B. durch ein „climb unrestricted“ oder ein „cancel level restriction at waypoint ABC“. Dadurch soll es für die Crew jederzeit klar sein, ob sie sich an Beschränkungen halten muss. Wenn sich alle an die gültigen Sprechgruppen halten, haben diese das Potential, die Belastungen auf den Approach-Frequenzen deutlich zu reduzieren.

Informieren Sie sich über die Neuerungen!

Deshalb möchten wir an Sie appellieren, sich mit den Neuerungen vertraut zu machen. Dazu sollte Ihr Flugbetrieb bis November entsprechende Infos veröffentlichen.

Weitere Informationen finden Sie auf der  ICAO-Seite unter:
www.icao.int/airnavigation/sidstar/Pages/Home.aspx
Wenn Sie anschließend Ihr Wissen testen möchten, können wir Ihnen diesen kurzen Online-Test empfehlen:
www.surveymonkey.de/r/SDLBTH3