Teilnehmer der ECA Konferenz (v.l.n.r.): Anja Granvogl (Vorstandsmitglied Flight Safety), Bastian Roet (VC-Generalsekretär), CPT Amornvaj Mansumitchai (IFALPA-Präsident), CPT Otjan de Bruijn (ECA-Präsident), CPT Tanja Harter (ECA Technical Affairs Director), Dr. Daniel Schaad (Leiter Flight Safety), Johannes Bade (Referent Internationale Beziehungen) und CPT Maria Murtha (VC-Vorstandsmitglied Internationale Beziehungen). © Vereinigung Cockpit

ECA Conference 21.-22. Juni 2023

Am 21. und 22. Juni 2023 fand die Konferenz der European Cockpit Association (ECA) in Brüssel statt. Die ECA ist der Dachverband der Berufsverbände und Gewerkschaften der Pilotinnen und Piloten auf europäischer Ebene und vertritt die Interessen gegenüber den zuständigen EU-Organen.

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Der Verband wurde 1991 gegründet und beheimatet inzwischen nicht nur mehr als 30 Pilotenverbände aus EU- Mitgliedsstaaten, sondern darüber hinaus auch assoziierte Verbände, wie z.B. die Pilotenverbände aus Israel und der Türkei. Die Vereinigung Cockpit (VC) nahm mit einer Delegation, bestehend aus Maria P. Murtha (Vorstandsmitglied Internationale Beziehungen), Anja Granvogl (Vorstandsmitglied Flight Safety), Bastian Roet (Generalsekretär), Dr. Daniel Schaad (Leiter Flight Safety) und Johannes Bade (Referent Internationale Beziehungen), an der Konferenz teil.

Nachdem Otjan de Bruijn, ECA Präsident, am ersten Tag zunächst alle Teilnehmer willkommen geheißen hat, wurde auf der Konferenz sehr schnell deutlich, welche Herausforderungen in der nahen Zukunft auf die Luftfahrt zukommen werden. Neben der Integration von Artificial Intelligence (AI) in das nähere Umfeld der Pilotinnen und Piloten wurden Themen wie die Reduced Crew Operations (RCO), Unmanned Aircraft Systems (UAS+), erneute Verkehrsstörungen durch den großen Zuwachs des Sommerflugverkehrs und der damit einhergehenden Erschöpfung und Ermüdung in den Cockpits (s.a. https://vcinfo.vcockpit.de/artikel/5-minuten-fuer-die-sicherheit-macht-mit-bei-der-summer-fatigue-survey-der-eca), der Missbrauch von Wet Lease in der EU sowie Umweltthemen wie Non-CO2 Effekte und das Fit for 55 Packet auf der Konferenz besprochen.

Erfreulich war, dass das VC Mitglied Rob Akron (AG UAS+ und ECA Experte im Bereich EASA RMT.0230 (UAS + Urban Air Mobility)) den Konferenzteilnehmern ein Update im Bereich UAS+ gegeben hat. Er berichtete in seinem Vortrag von den technologischen Fortschritten und dem status quo der Gesetzgebung in diesem Bereich. Er erwähnte u.a., dass Volocopter den kommerziellen Start von eVTOL auf den Olympischen Spielen in Paris für Sommer 2024 anstrebt (https://www.flyingmag.com/volocopter-targets-commercial-launch-in-paris-for-summer-2024/). Außerdem berichtete er von Dronamics (https://www.dronamics.com/), der weltweit ersten Fracht-Drohnenfluggesellschaft, welche mit der EASA an der Flugzeitenanerkennung arbeiten und händeringend ATPL Pilotinnen und Piloten sucht, da sie international IFR operieren. In Bezug auf AI berichtete Rob Akron von der „EASA Artificial Intelligence Roadmap 2.0“ (https://www.easa.europa.eu/en/newsroom-and-events/news/easa-artificial-intelligence-roadmap-20-published). Im Zusammenhang mit AI berichtete Daniele Baranzini (Head of AI, DeepBlue) während seines Vortrags „Gamechangers in aviation: Artificial Intelligence“ von den Zielen der AI. Diese ermöglicht es, eine Reaktion vor einem Ereignis zu antizipieren, generiert neue Informationen und Unterstützung, um zu helfen, zu unterstützen und um neue Möglichkeiten zu präsentieren, so Baranzini.

Zudem stellte CPT John Sluys (ALPA-I) die RCO-Kampagne „Safety Starts with 2” (https://safetystartswith2.com/) vor, welche im Schulterschluss von ECA, IFALPA und ALPA-I entstand. Weiterhin machte CPT Tanja Harter (ECA Technical Affairs Director und VC-Mitglied) auf die Wichtigkeit einer sog. EASA Rulemaking Task (RMT) aufmerksam und betonte am Beispiel der RMT.0739 „Introduction of extended minimum-crew operations (eMCO)“ (https://www.easa.europa.eu/en/document-library/general-publications/european-plan-aviation-safety-epas-2023-2025) die Wichtigkeit der Lobbyarbeit der einzelnen ECA Mitgliedsverbände auf nationaler Ebene.

Darüber hinaus gab Loïc Michel (ECA Senior Technical Affairs & Environment Manager) ein Update aus der Europäischen Politiklandschaft und berichtete von den personellen Veränderungen bei EUROCONTROL, EASA, DG MOVE und den bevorstehenden EU Parlamentswahlen im Juni 2024. Außerdem informierte er die Konferenzteilnehmer über die aktuelle Situation im Bereich Nachhaltigkeit in der Luftfahrt. Da die Luftfahrtindustrie eine der am schnellsten wachsenden CO2-Emissionsbranchen ist und derzeit rekordverdächtige Flugzeugbestellungen getätigt werden, machte er deutlich, dass eine Hochskalierung der SAF-Produktion essenziell sei. Außerdem warb er nachdrücklich für die  Unterstützung einer Aufnahme der Luftfahrt in die EU-Besteuerung. Ein konkreter Beitrag mit Mehrwert für Pilotinnen und Piloten durch Aktive in der ECA ENVIronment Working Group sei hierbei wesentlich.

Insgesamt wurden drei Anträge einstimmig auf der Konferenz angenommen. Hierzu zählte auch die Aufnahme der FPU Romania in die ECA. Dies ist insbesondere im Zusammenhang mit Low Cost Carriern und Wetleasing innerhalb dieser Region ein sehr wichtiges Zeichen. Auch war der neugewählte IFALPA Präsident, CPT Amornvaj Mansumitchai, in Brüssel anwesend, um sich vorzustellen und mit der europäischen Pilotencommunity in den Austausch zutreten.

Aufnahme der FPU Romania in die europäische Pilotengemeinschaft der ECA - Eine unglaubliche Entwicklung in nur wenigen Jahren

Die FPU Rumänien wurde auf der ECA Konferenz einstimmig in die europäische Pilotengemeinschaft der ECA aufgenommen. Laut dem Generalsekretär der FPU Rumänien, Mircea Constantin, bietet die Aufnahme große Chancen für die Gewerkschaft im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen für rumänische Piloten und Flugbegleiter. Constantin hat zu Beginn, im Jahre 2016, eng mit der Danish Airline Pilots Association (DALPA) zusammen gearbeitet, um zu versuchen, Sozialdumping in der Luftfahrt aus Rumänien/Osteuropa heraus, zu verhindern. Sein Ziel war es, Wege zu finden, osteuropäischen Besatzungen bei der gewerkschaftlichen Organisation zu helfen. Dies ist ein Teil der Arbeit, die bei FPU Rumänien geleistet wird. 

FPU Rumänien, welche im Februar 2020 gegründet wurde, versucht, den Rumänen und anderen Osteuropäern die positiven Seiten der Gewerkschaftsarbeit nahe zu bringen. Davon werden sowohl die osteuropäischen Arbeitnehmer als auch alle anderen Kolleginnen und Kollegen in Europa profitieren. „Es ist für FPU Rumänien von großer Bedeutung, ob wir Teil der Partnerschaft sind oder nicht. Wir haben lange dafür gekämpft, die internationale Anerkennung zu erlangen, die es braucht, um Mitglied einer Organisation wie der ECA zu werden. Die Aufnahme wäre ein historisches Ereignis für FPU Rumänien, die ECA und die gesamte Luftfahrtindustrie", so Constantin vor der Abstimmung.

Die FPU Rumänien machte sich insbesondere stark für bessere Arbeitsbedingungen bei der ungarischen Wizz Air. Die Gewerkschaft hat bereits mit Wizz Air große Auseinandersetzungen gehabt, was zu einer Reihe von Klagen und finanziellen Entschädigungen für mehrere Mitglieder geführt hat.

Die VC gratuliert der FPU Romania zur Aufnahme in die ECA und hofft auf eine gute Zusammenarbeit.