|

ECA-Konferenz 2023 mit Fokus auf Arbeitsbedingungen und Plänen zu Reduced Crew Operations

Zwei Tage voller Diskussionen, Austausch und spannender Vorträge - Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer war die Hauptversammlung unseres europäischen Dachverbands ECA voller neuer Einblicke. Highlights waren ein Vortrag zu neuesten Entwicklungen im Bereich Reduced Crew Operations, eine Paneldiskussion zu Arbeitsbedingungen bei Transnational Airlines, die Vorstellung von Forschungsergebnissen zu Arbeitszufriedenheit und Mental Health in europäischen Cockpits, die Erörterung von mangelndem UV-Schutz durch Cockpit-Scheiben sowie Ergebnisse des Baines Simmons FTL-Reports zu Übermüdung unter Pilotinnen und Piloten.

Die EASA pusht seit Jahren das Thema Reduced Crew Operations sehr stark. ECA Board Member und VC-Mitglied Tanja Harter berichtete über die aktuell weitgehend im Hintergrund ablaufenden Prozesse zu Zertifizierungs- und Zulassungsfragen. Es besteht die Möglichkeit, dass die EASA die Reduzierung von Cockpit-Crews auch auf globaler Ebene künftiger stärker vorantreiben könnte. Denn offenkundig macht eine Zulassung nur in Europa keinen Sinn auf einem globalen Markt. Warum die Behörde mit solchem Eifer in diesem Gebiet agiert, während andere Bereiche - zum Beispiel Arbeitsüberlastung und Übermüdung in den Cockpits - viel zu wenig beachtet werden, bleibt eine offene Frage.

Atypische Arbeitsverhältnisse fördern psychische Probleme und damit potenziell auch Risiken für die Flugsicherheit - Das war die zentrale Message im Vortrag von Filippa Folke. Sie berichtete über Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppe am Karolinska Institutet in Schweden. Die Forscher haben während der Corona-Zeit eine Studie zu verschlechterten Arbeitsbedingungen in Cockpit und Kabine durchgeführt. Ein Muster, das sich durch nahezu alle Antworten zieht, ist, dass unsichere Arbeitsbedingungen neben persönlichen Problemen auch Gefahren für die Flugsicherheit auslösen können. So reporten atypisch Beschäftigte bei Problemen aus Furcht vor Sanktionen beispielsweise weniger als "normal" Beschäftigte. Die Forscher haben außerdem festgestellt, dass es weit verbreitete Unzufriedenheit unter Pilotinnen und Piloten mit Anerkennung und Respekt innerhalb der Unternehmen gibt. Viele fühlen sich nicht wertgeschätzt sondern stattdessen konstant unter Druck gesetzt, für finanzielle Probleme der Unternehmen oder mangelhaftes Management verantwortlich gemacht.

Unter dem ironischen Titel "We love TNAs" diskutierten zwei ECA-Experten mit drei Kollegen von Easyjet, Ryanair und Wizzair zu den Bedingungen bei den immer zahlreicher werdenden Transnational Airlines. Quintessenz: Gewerkschafter haben bei diesen Unternehmen sehr dicke Bretter zu bohren, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Beim irischen Low Coster gibt es durch die seit Jahren sehr aktive Ryanair Transnational Pilots' Group starke Bestrebungen, um die Vernetzung unter den Beschäftigten europaweit zu fördern. Der Austausch im Rahmen der ECA wurde von allen Teilnehmern als sehr wertvoll erachtet, um sich untereinander zu koordinieren und gegenseitig zu unterstützen.