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Die Industrie arbeitet weiterhin an der Reduzierung der Cockpit Besatzungen. Das ist nichts neues. Falsch verstandene Kosteneinsparungen und das konsequente Unterschätzen des Sicherheitsfaktor Mensch sind die Treiber unterschiedlicher Projekte die Zahl der Pilotinnen und Piloten im Cockpit zu reduzieren.
Was jahrelang wenigstens ehrlich als Reduced Crew Operation betitelt wurde, soll nun - wenn es nach der Industrie geht – „Extended Minimum Crew Operations“ (eMCO) heißen. Wenn ein Pilot fliegt, soll der zweiten Pause machen können, bis man am Ende der Entwicklung nur noch allein im Cockpit sitzt? Die Konferenzteilnehmer waren sich nach einer interessanten Präsentation von Airbus und einer anschließenden Podiumsdiskussion einig, dass dies nicht die Zukunft sein kann.
Solange es diese Bestrebungen der Industrie schon gibt, so lange halten wir in allen relevanten Gremien und Arbeitsgruppen dagegen und werden es auch weiterhin tun.
Der zweite Block der Konferenz beschäftigte sich mit der Entwicklung bei Wizzair. Lange war Ryanair der Inbegriff atypischer Beschäftigung und schlechter Arbeitsbedingungen und andere Airlines mit ähnlichen Praktiken agierten außerhalb dieses Focus. Mit der Ausweitung des Geschäftsgebietes von Wizzair hat sich dies geändert. Immer klarer wird der Kurs, den die Airline gegen die Beschäftigen fährt. Von quasi unerfüllbaren Dienstplänen, atypischen Verträgen, Gewerkschaftsfeindlichkeit bis hin zu Zweifeln an der sicheren Operation reichen mittlerweile die Vorwürfe.
Die Europäischen Mitgliedsverbände, das Industrial Team der ECA und die Working Group zu Transnational Airlines wollen hier nun stärker intervenieren. Ob es die Organisation der Pilotinnen und Piloten bei Wizzair, oder die Frage wo das Einschreiten der Behörden nötig wird – bei der ungarischen Airline gibt es viel zu tun.
Der im wahrsten Sinne politischste Punkt der Versammlung war die ECA Social Strategy Campaign im Zusammenhang mit der Revision der Verordnung (EG) Nr. 1008/2008 über die die Durchführung von Luftverkehrsdiensten in der europäischen Gemeinschaft geregelt werden. Diese zentrale Verordnung soll im kommenden Jahr einem Update unterzogen werden. Neben der Möglichkeit dringende rechtliche Präzisierung "Operational Base" oder "Homebase" zum Schutz der Beschäftigen endlich anzugehen warnt die ECA vor großen Gefahren die insbesondere eine weiter Liberalisierung des Wet-Leasing aus Drittstaaten oder die Aufweichung von „Ownership & Controll“ Regeln mit sich bringen würde. Unbegrenztes Wetleasing von Flugzeugen und Crews von Außerhalb der EU wäre die nächste Stufe der Untergrabung von Arbeits- und Sozialstandards der Luftfahrt. Sollte die Grenze für ausländisches Kapitalbeteiligungen bei Luftfahrtunternehmen über die Grenze von 49% angehoben werden, ist dem Ausverkauf europäischer Unternehmen mit europäischen Verkehrsrechten Tür und Tor geöffnet.
Um gegen diese und weitere Punkte aktiv vorzugehen hat die ECA unter VC Beteiligung schon Anfang 2022 die ECA Social-Steering Group gegründet um gemeinsam unsere politischen Forderungen zu schärfen und die notwendigen Lobbyaktivitäten für 2023 zu koordinieren.
ECA-Präsident Otjan de Bruijn (VNV – Niederlande) wurde einstimmig wiedergewählt. Tanja Harter (VC) wurde als Technical Affairs Director einstimmig wiedergewählt. Arik Zipser (VC) ist nach dreieinhalb Jahren als Technical Affairs Director der ECA auf eigenen Wunsch aus dem Executive Board ausgeschieden. Sein Nachfolger, Cpt. Gianluca Carpino vom italienischen Verband ANPAC, wurde einstimmung gewählt.
Wir danken Arik, der neben seinem jahrzehntelangen Engagement innerhalb der VC „seine“ Herzensthemen aus dem Bereich Flight-Safety und Security in den letzten 15 Jahren auf europäischer Ebene vorangetrieben hat.