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Flight Safety

FHP-Symposium

Luftfahrtstandort Deutschland – attraktiv, nachhaltig, zukunftssicher?

Deutschland, als bedeutender Luftfahrtstandort, stand vom 5. bis 6. Oktober 2023 im Zentrum des 25. Symposiums des Forschungsnetzwerks für Verkehrspilotenausbildung (FHP). Das zweitägige Event fand an der Hochschule Bremen statt und beleuchtete in elf Vorträgen verschiedene Aspekte der Luftfahrt in Deutschland.
 

 

Hochschule Bremen

Der Eröffnungsvortrag von Prof. Frank Jablonski von der Hochschule Bremen thematisierte die Umstrukturierung des Studiengangs Luftfahrtsystemtechnik und -management (ILST) aufgrund der Schließung der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa in Bremen. Die Hochschule Bremen strebt künftig nach Unabhängigkeit und hat dies durch die Erlangung der Zertifizierung als Approved Training Organization (ATO) verwirklicht. Zur Verstärkung des Teams wird Prof. Jablonski ab diesem Semester von Prof. Jorgen von der Brelie unterstützt, der als erfahrener Senior First Officer auf dem Airbus A380 wertvolle praktische Einblicke aus dem Flugbetrieb mitbringt.
 

Rechtliche Rahmen bei der Luftfahrtausbildung

Tobias Hoffmann vom Luftfahrtbundesamt gab einen Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen der Luftfahrtausbildung in Deutschland. Besonders betonte er zukünftige Entwicklungen im Bereich der Nachhaltigkeit, einschließlich des verstärkten Einsatzes von Simulatoren und elektrisch angetriebenen Trainingsflugzeugen. Er thematisierte auch die gegenwärtig langen Bearbeitungszeiten in verschiedenen Abteilungen des LBA. Das Amt ist sich der Problematik bewusst und reagiert darauf, indem derzeit neue Mitarbeitende eingearbeitet werden. Die Erwartung besteht darin, dass diese Maßnahme zu einer deutlichen Verbesserung der Bearbeitungsgeschwindigkeiten führen wird. 
 

 

Herausforderungen in der Tarifarbeit

Dr. Marcel Gröls, Leiter Tarifpolitik der Vereinigung Cockpit, diskutierte die Herausforderungen der Tarifarbeit in der Luftfahrt. Dabei legte er den Fokus auf gesetzliche Rahmenbedingungen in Europa, insbesondere die Problematik der „Scheinselbstständigkeit“ und „Atypical Employment“. Er unterstrich die Bedeutung der kürzlich ins Leben gerufenen Group Tarifkommission und betrachtet diese als einen sinnvollen Schritt, um künftig für ausgewogene Tarifverträge zugunsten des Cockpitpersonals sorgen zu können.
 

Historischer Blick

Dr. Andreas Greiner vom Deutschen Historischen Institut Washington warf einen Blick auf die Geschichte. Sein Forschungsprojekt „Hangars in Dschungel und Wüste. Reparatur und Wartung von Flugzeugtechnik im interkontinentalen Flugverkehr der Zwischenkriegszeit“ beleuchtet die Entwicklung der Infrastruktur für Interkontinentalflüge in den 1920er und 1930er Jahren.
 

Luftfahrt-Nautiker

Die Idee einer kombinierten Ausbildung zum Luftfahrer-Nautiker präsentierten Tobias Eilert und Dr. Christoph Wand. Eilert, aktiver Berufspilot und Nautiker, sieht hierin nicht nur eine effiziente Option für Studierende, sondern auch eine Möglichkeit, die Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. An der Hochschule Jade, vertreten durch Dr. Wand, wurden bereits erste Ansätze für eine entsprechende Ausbildung erarbeitet. 

Die Möglichkeit einer kombinierten Luft- und Seefahrt-Ausbildung hängt entscheidend davon ab, ob Interesse dafür besteht, sowohl bei Studienanfängern als auch bei bereits ausgebildeten See-/Luftfahrern, die nachträglich die jeweils andere Ausbildung absolvieren möchten. Aufschluss könnte beispielsweise eine noch durchzuführende Bachelor-Arbeit geben, für die zwecks notwendiger Umfragen eine Kooperation mit der VC begrüßenswert wäre.
 

Forschung zu Single Pilot Operations

Christian Niermann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) schloss den ersten Tag des Symposiums mit einem Vortrag über die Forschung zu Single Pilot Operations (SPO) ab. Das DLR erforscht wissenschaftlich neutral die Möglichkeiten und Risiken von SPO, wobei Projekte wie KoKo 2 und Safeland präsentiert wurden. Besonders hervorgehoben wurde das Projekt „Next Generation Intelligent Cockpit“ (NICo), das bis 2024 läuft. Mit einem Budget von 9,7 Millionen Euro sind sechs DLR-Institute und rund 30 Mitarbeitende an diesem Projekt beteiligt. NICo fokussiert sich auf die Bewertung der Umsetzbarkeit von Single-Pilot-Operationen hinsichtlich Sicherheit, Systemzuverlässigkeit, Komplexität und Training. 

Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung folgen in der nächsten VC-Info.