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Der Dialogtag Luftfahrt – ein Forum, das den Austausch zwischen Pilotinnen und Piloten, Ingenieuren, Forschungseinrichtungen und Industrie ermöglichen soll – ist seit vielen Jahren ein fester Programmpunkt des Kongresses und wird von der Vereinigung Cockpit mitgestaltet. Bei diesem Format kamen Fachleute unter der Sitzungsleitung von Dr. Dominik Niedermeier vom DLR und Niklas Ahrens von der VC zusammen, um aktuelle Fragestellungen rund um Technik, Betrieb und Sicherheit der Luftfahrt zu erörtern.
Den Auftakt bildete das Themenfeld der Electronic Flight Bag (EFB)-Anwendungen. Nikolaus Braun von der Vereinigung Cockpit stellte in seinem Vortrag „Wieviel Optimierung passt in 45 Minuten Flugzeit?“ die Frage nach dem praktischen Nutzen und den Grenzen von Optimierungstools im Cockpit. Daran anschließend präsentierte Dr. Christoph Deiler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) das Projekt „DYN-MARS: Efficient and Quiet Operations in the TMA – An EFB application on its way into the aircraft FMS“. Beide Beiträge zeigten, wie stark die digitale Unterstützung von Crews im Flugalltag bereits heute ist – und welch großes Potenzial für Effizienz und Sicherheit noch ausgeschöpft werden kann. Dabei erklärten die Vortragenden auch die Limitierungen bestehender Systeme hinsichtlich verfügbarer Rechenleistung und ergonomischer Prinzipien.
Im Anschluss ging es um Nachhaltigkeit in der Luftfahrt, die ebenfalls durch Assistenzsysteme gesteigert werden soll. Marie Goetz vom DLR stellte mit dem „Aircraft Departure Optimizer (ADO)“ einen Ansatz vor, der lärmmindernde Abflugverfahren performancebasiert und damit passgenauer für einzelne Flugzeugtypen berechnet. Ein erster Feldversuch findet derzeit auf dem A330 in Frankfurt statt. Die praktischen Herausforderungen der Umsetzung nahm Kai Kampelmann von der Vereinigung Cockpit in den Blick. Unter dem Titel „Effizienz vs. Realität – Unterstützungssysteme im Spannungsfeld nachhaltigen Fliegens“ diskutierte er die Frage, wie ambitionierte Nachhaltigkeitsziele mit den alltäglichen operationellen Rahmenbedingungen vereinbar sind.
Ergänzt wurden die vier Vorträge durch eine halbstündige Diskussionsrunde. Gerade hier wurde besonders deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit von Forschung und fliegerischer Praxis ist, um tragfähige und praxistaugliche Lösungen zu entwickeln, die sowohl von den Anwendern akzeptiert sind als auch den erwünschten Effekt bieten.
Abschließend rückte das Thema Cybersicherheit in den Fokus. Niklas Ahrens von der Vereinigung Cockpit thematisierte in seinem Beitrag „Digitaler Himmel, reale Gefahren“ die wachsende Bedrohungslage und beleuchtete die Herausforderungen aus Sicht der Cockpitbesatzungen gerade vor dem Hintergrund jüngster Cyberattacken. Jan-Philipp Buch ergänzte dies mit Ergebnissen einer EASA-Simulatorstudie, die sich mit Resilienzbewertung gegenüber Cyberbedrohungen beschäftigte. Auch hier wurde im Dialog deutlich, dass sich technologische Absicherung und praxisnahes Training ergänzen müssen, um im Ernstfall wirkungsvoll zu sein.
Besonders wertvoll war die dichte und lebendige Diskussion nach jedem Themenblock. Viele der Anwesenden nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen oder eigene Erfahrungen einzubringen. So entwickelte sich ein echter Austausch zwischen Vortragenden und Publikum, der über reine Fachvorträge hinausging. Der Dialogtag Luftfahrt machte damit eindrucksvoll sichtbar, wie sinnvoll das Zusammenwirken von Wissenschaft, Technik und fliegerischem Alltag sein kann.
Für die Vereinigung Cockpit war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Sie bot nicht nur die Möglichkeit, eigene Perspektiven einzubringen, sondern auch Anregungen aus der Forschung und von anderen Expertinnen und Experten mitzunehmen. Die starke Resonanz unterstreicht, dass das Format den richtigen Nerv trifft. Es hat gezeigt, dass der Dialogtag ein dauerhaftes Forum für die dringend notwendigen Gespräche über die Zukunft der Luftfahrt bietet.