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In den Medien wird über eine Edelgasfreisetzung in dem chinesischen Kernkraftwerk Taishan (Provinz Guandong) berichtet. Trotz der nebulosen Nachrichtenlage versuchen wir hier einer Lageeinschätzung:
Feststeht:
Berichtet wird:
Einschätzung:
Ein EPR-Druckwasserreaktor hat Sicherheitsbarrieren gegen den Austritt radioaktiver Stoffe:
In einem EPR befinden sich 241 Brennelemente, die jeweils 265 Brennstäbe enthalten. Diese Brennstäbe, deren Hülle aus einer Zirconium-Legierung besteht, enthalten den Brennstoff in Form von Urandioxid-Pellets. Durch die thermischen und mechanischen Belastungen beim Reaktorbetrieb können an den Hüllrohren Lecks entstehen, wodurch Spaltprodukte, insbesondere auch Edelgase, in den Primärkreis übertreten können. Um diese Produkte, aber auch Korrosionsprodukte aus dem Primärkühlmittel zu entfernen, wird im Teilstrom das Primärkühlmittel einer Reinigungsanlage zugeführt. Diese Anlage ist für eine maximale Spaltprodukt-/Korrosionsprodukt-Konzentration ausgelegt. Wenn diese Konzentration überschritten wird, muss die Anlage abgeschaltet werden, zudem müssen die defekten Brennelemente detektiert und ausgewechselt werden. Das Ab- und Wiederanfahren einer derartigen Anlag bedeutet im Allgemeinen einen ungeplanten mehrtägigen bis -wöchigen Stillstand.
Ob die chinesischen Betreiber - wie nach einigen Meldungen von Framatome dargestellt - die Grenzwerte erhöht hätten, könnte im Hinblick auf die Verlängerung des Leistungsbetriebs geschehen sein.
Fazit für den Flugverkehr:
Der Flugverkehr ist nur dann durch nukleare Ereignisse gefährdet, wenn radioaktive Stoffe in die Umgebung freigesetzt werden. Nach den derzeitigen Informationen sind radioaktive Stoffe offenbar nur in das Primärkühlmittel freigesetzt worden; die erste Sicherheitsbarriere ist also verletzt worden. Die anderen Sicherheitsbarrieren sind jedoch noch intakt, so dass eine Freisetzung nach derzeitigem Kenntnisstand - trotz etwaiger Erhöhung der Primärkühlmittelaktivität - nicht zu befürchten ist.