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1. Zusammenfassung
Wenn auch nicht so bekannt, unterliegen auch Hubschrauber einem hohen Vogelschlagrisiko. Mein erster und deutlichster Vogelschlag ereignete sich Mitte der 70er Jahre mit einem Hubschrauber, Typ UH-1 D, der Luftwaffe. In 500 ft traf mich bei einer Geschwindigkeit von 90 kts eine Ringeltaube vorne im Bugbereich oberhalb des Batteriezuganges. Ein Spant wurde glatt durchgeschlagen und musste in der Werft erneuert werden.
2. Rückblicke auf die Ereignisse seit der Erfassung der Vogelschläge im Luftverkehr
Der erste dokumentierte Vogelschlag mit einem Helikopter geschah am 03.04.1912. Pilot C.P. Rogers kollidierte über der Sheeps Bay, New York, mit Gänsen. Er kam dabei ums Leben. Seitdem hat es tausende von Vogelschlägen, teils mit Totalverlusten, gegeben. Wenn auch die meisten Vorfälle Starrflügler betreffen, so erreicht die Anzahl der gemeldeten Vogelschläge bei Hubschraubern den 3-stelligen Bereich.
3. Aktueller Stand der Anzahlen von Vogelschlägen mit Hubschraubern
Im militärischen Bereich stabilisiert sich die Anzahl der Vogelschläge im Bereich um etwa 100 pro Jahr. In der zivilen Fliegerei wurden im Jahr 2002 50 Vogelschläge gemeldet.
4. Risiken im Bereich der einzelnen Flugprofile und Einsatzbereiche
Im militärischen Bereich werden, bedingt durch die Einsatzart im Friedensfall, unterschiedliche Profile geflogen. Während Verbindungshubschrauber bei der Luftwaffe und Marine allgemein ein Höhenband zwischen 500 und 1500 ft benutzen, fliegen die Panzerabwehrhubschrauber beim Heer einsatzbedingt im bodennahen Bereich. Da auch die Masse der Vögel sich im Bereich
0 – 3000 Ft aufhält, kommt es zu Konflikten. Die Vogelschlagstatistik bei der Bundeswehr weist insofern die meisten Vorkommen bei den Panzerabwehrhubschraubern aus. Hinzu kommt, dass der PAH in Bodennähe auch noch mit einer relativ hohen Geschwindigkeit, die vom Profil der Landephase abweicht, fliegt.
In der Zivilfliegerei sind bei den Rettungshubschraubern zahlenmäßig die meisten Vogelschläge zu verzeichnen. Der Grund liegt auch hier im speziellen Flugprofil – hohe Geschwindigkeit bei teilweise sehr niedrigen Flughöhen.
Als besonders gefährdet gilt sicherlich zuerst der verglaste Frontbereich, da bei einem Vogelschlag hier nicht nur der Hubschrauber an sich mehr oder weniger stark beschädigt wird, sondern auch die Besatzung unmittelbar gefährdet sein kann, wenn Reste des Vogels den Piloten im Gesicht oder anderweitig am Körper treffen. Durch den Ausfall des möglicherweise einzigen Piloten an Bord kann ein Hubschrauber durchaus zum Absturz gebracht werden.
Weitere Gefahrenpunkte sind Beschädigungen an Rotorblättern, Gelenken am Rotorkopf, am Heckrotor und natürlich am Triebwerk.
Verbesserungen in diesen Bereichen helfen zumindest bei der Schadensminimierung.
Grunddaten über Meldeverfahren bei Vogelschlag
Gemäß AIP Germany RAC 3-6-7, NfL I-111/98, sind Vogelschläge bei gewerblichen Unternehmen meldepflichtig. Es sollten aber auch nichtgewerbliche Flüge, die einen Vogelschlag zu verzeichnen hatten, gemeldet werden. Dies dient der Erfassung von Daten und findet somit Eingang in die Überlegung, wie Vogelschläge minimiert werden können.
Hinweise zur Schadensminimierung
Vogelschläge sind naturgemäß nicht zu vermeiden, es sei denn, man verzichtet auf die Fliegerei. Somit sollte unser Augenmerk der Schadensminimierung gelten.
Was können Hubschrauberpiloten dazu beitragen?
- Vermeidung von Flughöhen, in denen sich naturgemäß viele Vögel aufhalten (bis 1500 ft GND). Wann immer möglich, höher fliegen.
- Sich vor dem Flugantritt Informationen über den Vogelzug (Birdtam) einholen.
- In den entsprechend risikoreichen Flughöhen und Flugphasen die Fluggeschwindigkeit verringern. Je höher die Geschwindigkeit, desto höher wird ein möglicher Schaden ausfallen.
- Die Besatzung sollte, um die Augen zu schützen, immer eine Brille tragen, oder besser, das Klarsichtvisier am Helm benutzen.
- Kann ein Vogelschlag nicht mehr vermieden werden, keine Änderung der Fluglage vornehmen. Ein Zusammenstoß mit einem Vogel in einer stabilisierten Fluglage ist immer sicherer.
- Melden Sie jeden Vogelschlag mit dem Meldeformular.
Uwe H. Wenkel,
AG Vogelschlag
Literaturhinweise:
Auszüge aus „Vogel und Verkehr“
Auszüge aus den Tagungsprotokollen des DAVVL eV.